
Mein Spitzbergen Abenteuer – Eisbären im Packeis beobachten
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Ich hatte das große Glück, an einer Expeditionskreuzfahrt rund um Spitzbergen teilzunehmen. In diesem Reiseblog möchte ich Ihnen von meinen Erfahrungen auf dem Schiff und von meinen Begegnungen mit Rentieren, Polarfüchsen, Walrossen und sogar Eisbären berichten.
Juliane đź’š von erlebe
Ankunft in Longyearbyen
Mein Trip in die Arktis begann Anfang August mit einem Flug nach Longyearbyen, dem größten Ort der von Norwegen verwalteten Inselgruppe Spitzbergen. Aufgrund des Flugplans verbrachte ich dort eine Nacht. Bevor am Nachmittag die Einschiffung stattfand, nutzte ich den Tag für einen Stadtspaziergang. In der Haupteinkaufsstraße reihten sich Souvenirläden, Restaurants sowie Fachgeschäfte für Outdoor- und Polar-Equipment aneinander.
Ich entschied mich für einen Besuch im Svalbard Museum, wo ich mehr über Spitzbergens Geschichte erfuhr – von seiner Entdeckung über Trapper und Walfänger bis hin zu Bergbau und Tourismus. Natur und Tierwelt der Arktis wurden ebenfalls spannend dargestellt. Noch eindrucksvoller war ein anschließender Spaziergang: Zwischen Häusern graste ein Spitzbergen-Rentier ganz ruhig. Klein, robust, perfekt an die Arktis angepasst – ein wundervoller erster Eindruck.



Ab auf's Schiff
Am Nachmittag begab ich mich zum Hafen und an Bord des Expeditionsschiffs. Nach der Sicherheitsunterweisung legten wir ab und glitten hinaus auf den Isfjord. Schon bald verschwand der letzte Empfangsbalken meines Handys. Also legte ich es beiseite und dachte mir: „Ich bin dann mal weg…“
Neun Tage ohne Fernsehen, Internet und Co. lagen vor uns. Was blieb, war der Blick durch die großen Panoramafenster auf die vorbeiziehende Küste Spitzbergens, lange Gespräche mit anderen abenteuerlustigen Reisenden und den Guides an Bord oder ein gutes Buch aus der Schiffs-Bibliothek – alle natürlich zu Themen der Polarregionen. Langeweile kam jedenfalls keine auf.
Das Leben an Bord war klar strukturiert. Jeden Morgen um 08:00 Uhr wurden wir über das Bordmikrofon freundlich geweckt. Nach dem Frühstück folgte das Tagesbriefing: War das Wetter stabil? Konnten die geplanten Landgänge stattfinden? Wenn ja, hieß es: schnell in die Kabine zum Umziehen. Thermounterwäsche drunter, warme Schichten darüber, Regenjacke und -hose, dicke Gummistiefel, Schwimmweste, dazu Mütze, Schal und Handschuhe – und natürlich die Kamera im wasserdichten Rucksack. Am ersten Tag war das gleichzeitige Umziehen in unserer Viererkabine noch etwas chaotisch, aber spätestens ab dem zweiten Tag hatten wir den Ablauf perfekt im Griff.
Packeiserlebnisse – Eisbären und unbegrenzte Stille
Zwei Tage am Rande des nördlichen Packeises blieben meine absoluten Highlights. Wir erreichten den Bereich, in dem sich das Eis weit auszubreiten schien – eine Stille, die ich nie vergessen werde. In diesen Tagen hatten wir das Glück, drei Eisbären beobachten zu können. Besonders liebenswert war eine verspielte Bärin, die sich kugelte und von einer Eisscholle zur nächsten hüpfte, als wolle sie uns unterhalten.
Zu guter Letzt entdeckten wir ein großes Männchen, das gerade eine erlegte Robbe verspeiste. Nachdem es satt war, rollte es sich direkt neben den Rest der Beute zusammen und schlief seelenruhig ein – ein einmaliger Anblick, der mich tief beeindruckte. Besonders freute mich, dass alle Eisbären, die wir zu Gesicht bekamen, wohlgenährt aussahen. Den Eisbären scheint es um Spitzbergen im Moment also noch ganz gut zu gehen.


Landgänge – Gletscher, Fjorde & arktische Tundra
An fast allen Tagen unternahmen wir vormittags und nachmittags je einen Landgang. Die Umgebung mag karg und unwirtlich erscheinen, aber in der Tundra Spitzbergens gibt es über hundert Pflanzenarten. Manche dieser Pflänzchen sind jedoch so klein, dass wir sie ohne Hinweis unserer Guides glatt übersehen hätten. Für die Wanderungen konnten wir uns immer in drei Gruppen aufteilen. Die gemütliche Gruppe blieb in der Umgebung des Strandes, die mittlere Gruppe ging schon etwas weiter die Berge hinauf, und die Gruppe mit den ambitionierten Wanderern erklomm die Berge an den Fjordhängen. Ich hatte mich (mit meiner durchschnittlichen Kondition) bei der ersten Wanderung der mittleren Gruppe angeschlossen, wählte anschließend aber immer die Gruppe mit der weitesten Wanderung und genoss dadurch viele tolle Ausblicke über die Fjorde und Gletscher.
Jede Gruppe wurde von mehreren bewaffneten Guides begleitet. Dabei teilten sie sich so auf, dass einige bei den Passagieren blieben, viel erklärten und Fragen beantworteten, während andere die Umgebung nach Anzeichen von Eisbären absuchten. Denn eines sollte aus Sicherheitsgründen unbedingt verhindert werden: das Aufeinandertreffen von Menschen und Eisbär an Land. Einmal musste ein Landgang sogar verschoben werden, da an der Küste ein Eisbär gesichtet worden war.
Doch nicht nur Eisbären gehören zur arktischen Tierwelt. Einmal landeten wir an einer Sandbank, wo eine große Gruppe Walrosse beieinanderlag und döste. Kurz bevor wir zum Schiff zurückgehen wollten, kam Bewegung in die Gruppe, und die Kolosse robbten schwerfällig über den Strand ins Wasser – wahrscheinlich, um dort nach Futter zu suchen. Beobachten konnten wir das leider nicht, denn Walrosse tauchen unter und suchen am Meeresboden nach ihrer Leibspeise, den Muscheln.
Ein weiterer unvergesslicher Moment folgte an der Ostküste: Wir landeten bei einem imposanten Vogelfelsen, bewohnt von tausenden Dreizehenmöwen. Das Kreischen und Flattern war überwältigend. Besonders niedlich waren die kleinen Polarfüchse, die wir am Fuß der Klippen auf der Suche nach gefallenen Küken entdeckten.


Zodiacfahrt im Hornsund – Gletscher und Eisberge
Bei der Fahrt durch den Hornsund mit seinen spitzen Gipfeln wurde deutlich, warum Spitzbergen seinen Namen erhielt. Der Berg Hornsundtind ragt bis zu 1.431 Meter in die Höhe, und Bautaen ist ein perfektes Beispiel dafür, warum die frühen holländischen Entdecker dieser Insel den Namen Spitzbergen gaben, was so viel wie „spitze Berge“ bedeutet. In der Gegend gibt es nicht nur 14 große Gletscher, sondern auch Eisbären, Robben und Belugawale.
Nach einer Wanderung am Vormittag mit grandiosen Ausblicken über den Fjord war die Zodiacfahrt zwischen den Eisschollen im Hornsund ein Höhepunkt meiner Spitzbergen Reise. Wir glitten durch das spiegelnde Wasser, vorbei an mächtigen Eisblöcken, während ringsum Gletscherwände in der Sonne leuchteten. Dieses Erlebnis, kombiniert mit den eindrücklichen Begegnungen im Packeis, machte die Reise zu einem Abenteuer, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde.
Fazit – Warum diese Reise unvergesslich bleibt
Diese Spitzbergen Expedition war eine Reise der Extreme, voller Kontraste – vom Stillstand im Packeis über das kreischende Leben an den Vogelfelsen bis hin zur Wärme der Tundra im Hochsommer. Das großartige Erlebnis, drei Eisbären hintereinander zu beobachten, blieb mein absolutes Highlight. Genauso beeindruckend war die Zodiacfahrt im Hornsund zwischen Eisbergen und Gletschern.
Ich hatte die Möglichkeit, Wildtiere zu sehen, die nur an wenigen anderen Orten auf der Welt anzutreffen sind – ganz zu schweigen von den atemberaubenden Landschaften und Eisformationen. Diese Reise hat mir nicht nur Bilder geschenkt, sondern Erinnerungen, die nachhallen. Wer heute noch von Eisbären, den Fjorden und dem Packeis träumt, sollte sich einmal in diese Welt wagen. Ich bin dankbar, dass ich sie erleben durfte.

